Pressemitteilung der Stadt Osnabrück:
Seit dem Jahr 1953 ist es in Osnabrück Tradition: Die Stadt erinnert an die Verkündung des Westfälischen Friedens am 25. Oktober 1648, als dieser historische Moment auf der Treppe des Rathauses stattgefunden hat. Jedes Jahr wird dieser bedeutsame Anlass mit dem Steckenpferdreiten gefeiert, und hat im Zuge des Jubiläumsjahres „375 Jahre Westfälischer Frieden“ in diesem Jahr nochmal einen besonderen Stellenwert. Die Viertklässlerinnen und Viertklässler aus Grund- und Förderschulen ziehen mit selbstgebastelten Steckenpferden und farbenfrohe Hüten durch die Innenstadt, um an das Ende des 30-jährigen Krieges zu erinnern.
Gestartet wird am Donnerstag, 12. Oktober, eine halbe Stunde später als gewohnt. Um 17.30 Uhr eröffnet Oberbürgermeisterin Katharina Pötter auf dem Schulhof der Domschule den Umzug. Traditionsgemäß läuft der Umzug durch die Innenstadt bis zur Rathaustreppe, wo die Kinder süße Brezeln von der Oberbürgermeisterin und Helferinnen und Helfern bekommen. Die Kinder versammeln sich dann auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Dort erwartet die Schülerinnen und Schüler das bunte Programm mit Feuer-Jonglage, Theaterperformance „Der Streit der Farben“ in den Fenstern des Rathauses und gemeinsamen Singen mit Entertainer Stephan Rodefeld und den Rock´n´Royals. Das Projektbüro im Fachbereich Kultur ist wieder für die Organisation und Planung der jährlichen Veranstaltung zuständig.
Die Tradition des Steckenpferdreitens hat ihren Ursprung im Jahr 1650. In diesem Jahr fand der sogenannte Friedensexekutionshauptrezess in Nürnberg statt, bei dem die praktischen Konsequenzen aus dem vor zwei Jahren geschlossenen Westfälischen Friedensvertrag geregelt werden sollten. Zu dieser Zeit ritten Jungen aus Nürnberg auf Steckenpferden zu Fürst Piccolomini, dem Beauftragten des deutschen Kaisers Ferdinand III., um ein „Friedensgedächtnis“ zu erbitten, ein Erinnerungsstück an den Frieden. Nach Abschluss des Exekutionsrezesses ließ Piccolomini eine große Anzahl von quadratischen Gedächtnispfennigen aus Silber prägen, die auf einer Seite einen Jungen als Steckenpferdreiter zeigten. Diese Münzen wurden auch an die jüngere Generation verteilt, "um die Friedensfreude an die nächste Generation weiterzuvermitteln".
Im Jahre 1875 nahmen die emsländischen Dichterinnen Clara und Emmy von Dincklage das Nürnberger Ereignis in ihrem Buch „Geschichten für die Jugend“ auf. In ihrer Erzählung spielt die Handlung in der Friedensstadt Osnabrück. Die verteilten Brezeln sollen symbolisch an den Frieden von 1648 erinnern.
Die Ursprünge des Osnabrücker Steckenpferdreitens gehen auf die Geschichte der Schwestern von Dincklage zurück. Im Jahr 1948, anlässlich des 300. Jubiläums des Westfälischen Friedens während der Friedensgedächtniswoche in Osnabrück, wurde diese Tradition von Ludwig Bäte (1892-1977), dem damaligen Stadtarchivar, wiederbelebt. Zu dieser Zeit nahmen etwa 100 Jungen an diesem Ereignis teil, um den Frieden zu ehren. Sie ritten durch die Altstadt, die vom Krieg zerstört worden war, und umrundeten den Marktplatz zweimal.
Dieses einmalige Ereignis im Leben der Viertklässlerinnen und Viertklässler hat für viele Osnabrückerinnen und Osnabrücker einen besonderen Stellenwert, worüber auch noch Jahre später berichtet wird. Mit dem Steckenpferdreiten soll Kindern auf spielerische Weise die Bedeutsamkeit von Frieden und Toleranz vermittelt werden.
Im Jubiläumsjahr zum Westfälischen Frieden wird das Steckenpferdreiten am Donnerstag, 12. Oktober, veranstaltet. Start: 17.30 Uhr, Schulhof, Domschule.